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Die Krönleinsmühle zu Amlingstadt
Samstag, den 20. Mai 2017 um 11:07 Uhr

Am westlichen Ortseingang Amlingstadts, an der Stelle des Zeegenbaches, an dem heute in etwa die sogenannte Grenzmühle steht, stand lange Zeit vor dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) ein Vorgängerbau in gleicher Funktion: die Krönleinsmühle.

Die Krönleinsmühle war ein Kammerlehen, deren Erwähnungen sich in den Akten des Bezirkes Bamberg 3, derzeit frühestens im Jahr 1444 als „Kreinleins Mühl”, später im Jahre 1456 als „Krönleinsmühl” oder auch „Kornleyns Mühl” finden. Die Bezeichnung der Mühle kommt von den unterschiedlichen Schreibweisen des Familiennamens der Bewohner und Betreiber.

Bereits im Juli 1456 gab in einer Urkunde der Bamberger Bischof Anton von Rotenhan (* ca. 1390; † 5. Mai 1459) „den Steinbruchacker, an der Krönleinsmühle beim Tiergarten gelegen, der durch Ausbeutung der Steine fast wertlos und mit Stauden überwachsen war ... ” der Kirche in Amlingstadt. Gemeint ist hier der Steinbruch im Wald T(h)iergarten, östlich von Strullendorf. Das Material aus dem Steinbruch diente auch für den Bau der Amlingstadter Kirche. Die Einweihung dieser ersten steinernen Kirche, mit dem heute noch erhaltenen 36 Meter hohem Turmgebäude, erfolgte durch den Bischof von Rotenhan 1442. Die beiden Vorgängerbauten (Anm. d. Verf.: der aller erste nachgewiesene war die sog. Slawenkirche) waren Saalkirchen, größtenteils aus Holz.

Als sich im Jahr 1633 und schon zuvor Schwerpunkte der Auseinandersetzungen im Dreißigjährigen Krieg zunehmend nach Franken und damit auch ins Hochstift Bamberg verlagerten, kam es am Mittwoch, dem 9. März 1633 im Zuge der Belagerung Bambergs zur nahezu kompletten Zerstörung Amlingstadts durch schwedische Truppen. Mit der Pfarrkirche verbrannten 20 von insgesamt 26 Anwesen des Ortes, darunter auch die drei Höfe der Pfarrei. Die Krönleinsmühle fiel diesem Ereignis ebenfalls zum Opfer. Vier Tage zuvor ereilte auch dem Nachbarort Strullendorf das gleiche Schicksal.

Das ganze Umland wurde stark verwüstet, entvölkert und die Kulturlandschaften verödeten. Wer nicht Opfer direkter Kriegseinwirkungen wurde, musste verarmt gegen Seuchen und Hunger ankämpfen. Die so betroffenen Gebiete benötigten teilweise mehr als 100 Jahre um sich annähernd wieder vom Krieg und dessen Folgen zu erholen. Daher ist auch sehr wenig bis gar nichts aus dieser Zeit für Amlingstadt überliefert. Auch war der Schwedeneinfall von 1633 nicht der letzte schicksalhafte Armeedurchzug in der Geschichte des Pfarrortes.

Später ist in der Ortschronik nachzulesen, dass am Standort der ehemaligen Krönleinsmühle wieder eine Mühle entstanden ist: die Grenzmühle am „Ziegenbach”, mit einem Haupt- und  zwei Nebengebäuden, die von einer Familie mit insgesamt zehn Bewohner betrieben wurde.



Im historischen Atlas Bayerns, im Teil über Franken steht jedenfalls über die Zugehörigkeit für das Jahr 1811: „Amlingstadt mit Roßdorf und der `Gräleinsmühle´ ”. 1818 umfasste die unmittelbare Gemeinde Amlingstadt auch den Ort Roßdorf am Forst. Erst ab 1834 werden die Orte Amlingstadt und Roßdorf als selbstständige Gemeinden gesondert aufgeführt.

Der letzte Mühlenbetreiber ist die Familie Röder

Aus der Kirchengeschichte geht hervor, dass aus der Mühle am Zeegenbach bei Amlingstadt der Pfarrer Johann Röder (*27.02.1809; † 11.01.1868) stammte. Seine Priesterweihe war am 25.02.1833 und die Approbation folgte am 23.03.1833.

Der Pfarrer war zudem Distrikts- und Schulinspektor sowie der Prüfungskommisär für Schullehrlinge. Seine letzte Pfarrstelle war von 1859 - 68 die in der Pfarrei Pettstadt. Die dortige Friedhofskapelle wurde 1869 von seinen Erben erbaut und Pfarrer Röder etwa ein Jahr nach seinem Tode letztlich in der Mitte der Kapelle beigesetzt.

Im Jahr 1836 opferte die Müllermeisterstochter „Jungfrau Maria Röder aus Amlingstadt” eine bronzene Kette mit Goldkreuz und einen Marientaler.

Der Heimatforscher und Pfarrer Förtsch schreibt in seiner Siedlungsgeschichte zum Ort Wernsdorf, Haus-Nr. 1; Kleehof : Karl Link (* 07.07.1880) getraut mit Kunigunda Röder.

Die weitere Recherche über die Familie Röder stammt aus einer Einwohnerliste von 1929, als das Pfarrdorf 256 Amlingstadter zählte. Daraus u.a. folgende Daten und Hinweise:

  • Röder Heinrich, Mühle und Schneidsäge Hs.-Nr. 42. In einem weiteren Eintrag später steht die Mühle mit zwei Mahl-  und zwei Schneidmühlen.
  • Auf Nachfrage bei Alfons Röder im Jahr 2017 klärte dieser auf: Sein Urgroßvater sei Johann Baptist Röder.
  • Großvater ist Michael Röder (*1876; † 1926), dieser sei jedoch früh verstorben. Dessen Schwester Anna (*25.02.1878) hatte beim Roßdorfer Wirt Georg Sauer (*17.06.1871) eingeheiratet.
  • Die Großmutter Kunigunda (* 04.10.1872) stammte aus Wernsdorf vom Kleehofwirt Link.
  • Zurück blieben die acht Kinder: Heinrich, Josef, Dora (sie konnte gut malen und ging später nach Fürstenfeldbruck), Anna (sie zog nach München), Georg und Baptist. Die Geschwister Karl sowie noch ein Georg sind tragischerweise ertrunken. Heinrich (* 1905) war beim Tod des Vaters als einziger Volljährig, deshalb wurde er offiziell eingetragen. Josef (* 1906; †1962) verdiente sich zunächst in der Fremde. Als die Zeit zu Hause schwierig wurde, kehrte er aber zurück und übernahm die väterliche Mühle mit Schneidsäge in Amlingstadt. Er verstarb nach einen Unfall.
  • 1956 wurde in der Mühle das Getreidemahlen eingestellt. Aufgrund der guten Baukonjunktur nach den Weltkriegen arbeitete der Betrieb bis 1965 spezialisiert als Sägemühle weiter. Das Anwesen blieb im Besitz der Familie.


Übrigens: an der heute sogenannten „Röderslinde”, mit Feldkreuz, bezeichnet mit 1874 (von der Familie gestiftet), die an der heutigen Abzweigung zur Grenzmühle stehen, sammeln sich bei Kirchweih und Feiern in Amlingstadt, die Fest- und Ehrenzüge, um zur Pfarrkirche St. Ägidius zu marschieren. Unmittelbar am Kreuz befindet sich auch ein großer alter Sandstein, der ein geometrischer Messpunkt ist.



Ausschnitt aus Zweidlers Karte des Hauptsmoorwaldes - Tafel 590 (Norden ist links)

Quellen:
□    Chronik des Bezirkes Bamberg 3, Einträge 1444; 1456  
□    Geschichte der Pfarrei Amlingstadt (Kaspar Schatt)
□    Vorankündigungsbuch 1833: Dom. I Quadr.
□    Liste der Stiftungen der Pfarrei Amlingstadt, Blatt 37
□    Chronik der Pfarrei Pettstadt
□    Liste über Amlingstadt  –  Pfarrdorf mit 256 Einwohnern, 1929
□    Strullendorf - Beiträge zur Geschichte eines bambergischen Kammerdorfes, 1977 (Heinrich Hopf)
□    Historischer Atlas Bayerns

 

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