Amlingstadt: 200 Jahre bleiben im Dunkeln ... Joh. Fleischmann beim Versuch diese aufzuhellen, im Jan. 2014
Unsere Heimat war Platz eines fortdauernden Völkerverkehrs in alter Zeit. Gegen die Kelten wurden von den Römer die Thüringer, später dann die Burgunder angesiedelt.
Dr. Joseph Schütz 1: Man fühlt sich gefordert, die klaffende zeitliche Lücke zwischen dem Wohnplatz Amelungestat, den es erst seit karolingischer Zeit gibt und seinem Vorgänger zu schließen. Bei Beantwortung dieser Frage wird man sich an den Namen halten, der der Neugründung trotzte und als bekannter Besitz im Anwesen „Klebhof“ lange Zeit fortgelebt hat.
Mit Klebhof ist eine slawische Siedlung namhaft erwiesen, die zum Ort einer Slawenkirche aufstieg und als Amelungestat Urpfarrei wurde. Die sprachliche Ablösung von der Mehrhofsiedlung Kleb – Chlevy durch Amelungestat hängt auf das engste zusammen. Dieses ist Zeugnis eines außersprachlichen Strukturwandels.
Joachim Andraschke 2 schreibt über Amlingstadt, der Ortsname könnte im Sinne „zur Wohnstätte eines Goten“ übersetzt werden.
Der Ort selbst liegt im thüringischen Altsiedelland, worauf die Ortsnamen Roßdorf und Wernsdorf schließen lassen. Amlingstadt und Seußling waren arianische Eigenkirchen, die als alter thüringischer Königsbesitz, der direkt in fränkischen übergegangen war und zur Zeit Karls des Großen neu bestätigt wurde.
Das Ende der Burgunder im heutigen Oberfranken ist hinlänglich bekannt. Sie unterlagen am oberen Main einer Übermacht von Goten und Thüringern. Das romtreue burgundische Königshaus wurde ausgelöscht, die Gebiete östlich des Steigerwaldes gingen an Thüringer und Goten verloren. Diese sicherten sich zum Beispiel in Trunstadt, Pettstadt,Hallstadt, Theuerstadt und Amlingstadt neue Siedlungsplätze.
Seußling –Schutzherr der Kirche ist St. Sigismund, dieser war König der Burgunder, welche wiederum ehemalige Bundesgenossen der Goten waren. Die karolingischen Main- und Regnitzwenden Pfarrkirchen: Hallstadt, Amlingstadt und Seußling wurden am 21. Juni 1013 Urkundlich erwähnt. Grund dafür war der Eintausch des Königshofes Geraha gegen diese zu Würzburg gehörenden Pfarrkirchen (das ehem. Königsgut Hallstadt ist schon am 6. Mai 1007 erwähnt, als es zur Bistumsgründung der Bamberger Kirche zugewiesen wurde).
Umfangreiche archivarische Studien des Pfr. Martin Förtsch, gebürtig aus Leesten, in den Bbg. Archiven brachte die Erkenntnis, dass sich die drei Königshuben, die jede karolingische Slawenkirche zu einer Bestimmung (Nachweis) als solche brauchte, gefunden haben.
Der Kantoreihof, Klebhof genannt, in Amlingstadt hinter der Kirche war die Gründungshube der Pfarrei, die beiden anderen Höfe lagen südwestlich davon. Wer ahnt, dass das heutige Wernsdorf aus zwei Siedlungen besteht. Wenn die Ortsnamen auf Heim älter sind als die auf Dorf, wäre Klebheim der älteste Bestandteil von Wernsdorf. Bedeutsam ist auch, dass eine der drei Königshuben der Karolingerpfarrei Amlingstadt hinter der Kirche gelegen, Klebhof hiess.
Ob diese Tatsache in folgender Sage enthalten ist? Auf dem alten Klebheim stand eine kleine Kapelle. An diesem Platz sollte einst die Pfarrkirchen gebaut werden. Aber immer wieder ist über Nacht das Baumaterial wie von Geisterhänden an die Stelle getragen worden, wo sich jetzt die Pfarrkirche befindet. Weil dieses noch bei anderen Orten so war, befasste sich der Bayreuther Archivsekretär Johann Georg Hentze damit und man kann nun diese Sage erklären.
Die damaligen Heidenbekehrer bauten die christlichen Kirchen immer an den Ort, wo schon die heidnische Gottheit verehrt wurde. Deren Priester und ihre Helfer trugen nachts das Baumaterial wieder weg und schrieben dieses der erzürnten Gottheit zu.
Der Klebhof in Wernsdorf, heute Kleehof (Link-Schiller) Hs. Nr. 1 mit seinen daraus geteilten Höfen Nr. 2, 3, 53 und 54 hießen bereits um 800 n. Chr. Clebheim (auch Klebheim).
Im Rechtsbuch des Bischofs Friedrich von Hohenlohe 1348 heißt es: Clebheim, der Hof ist Obleilehen des Domkapitels. Inzwischen gilt als sicher, dass die Ortsnamen mit "-heim" älter sind als die mit "-dorf". Nach dem ältesten Urbarbuch vom Jahre 1323 bis 1328 ist noch Clebheim eigenständig von Wernsdorf zu unterscheiden. Später heißt es „Clebhof bei Wernsdorf gelegen“ 3. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass Clebheim nicht nur der Entfernung, sondern auch dem Alter nach Amlingstadt näher liegt.
Auf jedem Fall ergeben die hof – und flurgenetischen Untersuchungen, dass Amlingstadt, Clebheim und Wernsdorf ihre Entstehung einem einzigen Grundherren und seinem Nachkommen verdanken und schon längst vor 800 entstanden sind. Orte welche mit -ungen enden, beziehen sich auf die Thüringer. Bei der Namensforschung wurde oft übersehen, die „Slawisierung“ des östlichen Frankens.
Joseph Neundorfer4 schreibt in seinem Buch „Vom Steigerwald zum Jura“ über die Slawenkirchen: Amlingstadt und Seußling werden von je her als solche bezeichnet.
Amlingstadt ist älter als die Slawenkirchen.
Am Rand des Dorfes ,das als Siedlung der Thüringer angesprochen werden muss, bestand um das Jahr 600 eine Siedlung Klebheim, später zwei Höfe Klebhof. Dieser Name ist Slawisch. Weiter nach Osten, ganz in der Nähe, ist dann um 750 in der zweiten Landnahmezeit Wernsdorf von den Franken gegründet worden. Klebheim eine wendische (sorbische) Siedlung um 700. Es ist sehr wohl möglich, dass hier eine alte thüringische Siedlung slawisch überlagert und dann wieder frankisiert worden ist.
Pfr. Ulrich Kleinhempel 5 schreibt über Stätten, die in vorchristlicher Zeit als Kultorte dienten, für den germanischen Gott Wotan, den mit Opfern gehuldigt wurde. Es gibt mehrere Beispiele dafür, dass markante germanische oder keltische Kultplätze oberhalb von Flüssen von den christlichen Missionaren übernommen wurden.
Sie folgten darin einer ausdrücklichen Vorgabe von Papst Gregor dem Großen (590-604). Am besten sei den Heiden beizukommen, wenn man ihre Gewohnheiten nicht rundum verwerfe, sondern behutsam in den christlichen Kult integrierte.
Christen legten ihre Kirchen in West-Ost-Symbolik an - Germanen die Nord-Süd-Ausrichtung.
Die Nordseite beliessen sie schlicht, die Südseite dagegen reich verziert, mit Fenstern und dem Eingangsportal ausgeschmückt. Runen für die germanische Gottheit und als Symbol Wotans (der Rabe). In den Ritualen der Schäfer bewahrte sich noch viele Jahrhunderte vorchristliches Brauchtum.
All diese Zeugnisse und Überlegungen führen zu dem Schluss, dass das Gebiet des heutigen Amlingstadt schon sehr lange vor der Christianisierung als Siedlung existierte. Denn die frühchristlichen Kirchen wurden zum Zwecke der Missionierung der Urbevölkerung nur an hierfür bedeutenden Orten errichtet. Sodann beginnen auch für Amlingstadt die schriftlichen Aufzeichnungen in Form von für uns nachvollziehbaren Urkunden. Wie lange diese Ursiedlung genau vor dem Jahr 1013 schon existierte kann immer nur geschätzt werden: die nachvollziehbare Siedlungsgeschichte Amlingstadts ist somit ca. 1.200 - 1.400 Jahre alt.
Zahlreiche Bodenfunde und Bodendenkmäler wie Hügelgräber, Fliehburgen und jetzt überwaldete Ackerbauterassen belegen jedoch, dass das Gemeindegebiet Strullendorf seit Jahrtausenden von Menschen besiedelt ist.
1 Dr. Joseph Schütz ist Lehrstuhlinhaber für slawische Sprachen 2 Joachim Andraschke ist Magister der älteren dt. Sprachwissenschaft 3 Staatsarchiv Bamberg Standbuch 3316 4 Joseph Neundorfer war Schulamtsdirektor 5 Pfr. Ulrich Kleinhempel hatte einen Lehrauftrag an der Uni Bayreuth
Stenogramm übertragen durch Adolf Eisfelder
Recherchen von Johann Fleischmann und Befragung von Zeitzeugen.
Die alte Ortsgeschichte wurde im Kern von einem Stenogramm (Kurzschrift- Stolze- Schrey oder Gabelberger) durch den königlichen Oberforstmeister Adolf Eisfelder übertragen.
Akt im Domkapitelarchiv Blatt 14 - Stenogramm übertragen durch Adolf Eisfelder: Dorf mit großer Wahrscheinlichkeit bereits in der Merowingerzeit (400-700), also wohl bald nach der fränkischen Landname entstanden. Das ist die Grundlage aller Aufzeichnungen.
Die Festschrift der Bundesbrüder wurde 1956 vom Lehrer Karl Durant geschrieben. 1995 wurde die Ortsgeschichte von 1956 übernommen. Grundlage war auch die vom Lehrer Kaspar Schatt 1932-1935 erstellte Geschichte, wovon auch die Schulregistratur eine der acht erstellten Exemplare hatte. Lehrer Karl Durant schrieb zum 60. Stiftungsfest mit Fahnenweihe der Bundesbrüder am 09. und 10. Juni 1956 in der Festschrift wie folgt: 1013 wird die Siedlung erstmals als „Amelungestat“ genannt in einem Tauschvertrag Kaiser Heinrichs II. von Bamberg. Die Entstehung datiert aber viel weiter zurück.
814, zur Zeit der Kirchengründung, war Amlingstadt bereits eine ansehnliche Wohnstätte. Die älteste Namensform „Amelungestat“ deutet auf einen thüringische (Hermunduren) Gründung hin. Amalung heißt: Nachkomme des Amala, des sagenhaften Stammvaters des Ostgotischen Königsgeschlechts.
Vermutlich wurde Amlingstadt um 510 gegründet, als Amalaberga, die Nichte des großen Theoderich, Gemahlin des thüringischen Königs Hermenfried wurde. Das Dorf besaß fünf Urhöfe, drei waren Königshuben, mit denen die Pfarrei dotiert war. Jede besaß ungefähr 90 Tagwerk. Die eine Hub lag hinter der Kirche.
Diese als Klebhof genannt, brannte im 30jährigen Krieg (März 1633) nieder und wurde nicht mehr aufgebaut. Die zwei anderen lagen im „Streckfuß“. Die zwei übrigen Höfe wurden aller Wahrscheinlichkeit nach als Königsgut zur Errichtung des Bistums verwendet und kamen so an die bischöfliche Kammer.1124 besaßen die zwei Höfe die beiden Ministerialien, die Brüder Christian und Marquard von Amelungestat. Um 1348 besaß sie Walter Kauershower. Diese zwei Höfe lagen rechts u. Links v. d. Kirche.
Die jetzige Pfarrkirche wurde 1442 durch Bischof Anton von Rotenhahn persönlich geweiht. Sie hatte fünf Altäre. Der Hochaltar St. Ägidius, südlich der Muttergottes, nördlich den hl. Bekennern, in der Mitte dem hl. Johannes dem Täufer und in der Sakristei den hl. Jungfrauen geweiht. Im Jahre 1620 war der Altar in der Mitte dem hl. Sebastian und der nördliche dem hl. Nikolaus geweiht. 1633 im Dreißigjährigen Krieg wurde fast das ganze Dorf abgebrannt. Von den dreizehn Herdstätten der Kantorei waren zehn abgebrannt und zwei ausgestorben. Von den hinter der Vogtei bei Wernsdorf liegenden elf Herdstätten waren zehn abgebrannt und eine ausgestorben. Nachweisbar waren die Häuser Nr. 1-6, 27-31, 35-37 und 41 abgebrannt.
Schwer hatte auch das Dorf während Siebenjährigen Krieges (1756-1763) zu leiden. 1759 musste das Gotteshaus für Brandschatzung und Contribution 120 Gulden an die Preußen erlegen. Der damalige Pfarrer Johann Georg Schütz 500 Gulden, die Gemeinde Amlingstadt 1414 Gulden. Kein Wunder, dass damals der Chronist diesen Aufzeichnungen beifügte:
„Großer Gott den Frieden doch send – deiner werten Christenheit – dafür wollen wir ohne Ende dich loben und lieben in Ewigkeit“.
Quelle: siehe auch www.gda-bayern.de (Uni Leipizg)
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