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Strullendorf: Das kleinbäuerliche Anwesen Schulgasse 2, ehemals Nummer 82
Donnerstag, den 15. November 2012 um 12:35 Uhr

Das kleinbäuerliche Anwesen Schulgasse 2, ehemals Nummer 82 in Strullendorf

Erinnern wir uns an die Geschichte: Zum zweiten Mal geht die Strullendorfer Pfarrkirche St. Laurentius in einem Feuersturm unter. Entfacht durch französische Truppen der Sambre-Maas-Armee, die in der Oberpfalz zunächst am 24. August 1796 bei Amberg von den Österreichern entscheidend zurückgeschlagen wurde, aber nun auf dem Rückzug durch Strullendorf kam. Hier wüteten die durchziehenden Einheiten fürchterlich und für den kleinen Ort Strullendorf endete dies "verheerend".  Am 30. August 1796 wurde Strullendorf von den Franzosen geplündert und angezündet. Insgesamt zerstörten sie 220 Gebäude, nur 15 Häuser blieben verschont. Es gab drei Todesopfer unter den Einwohnern, darunter auch der Strullendorfer Pfarrer Georgius Rickert, der im Pfarrhof in der Schulgasse Nr.1 im Keller des damaligen Nachbarhaus verbrannte. Bis 1809 war das Nachbaranwesen Ruine, dann Schulhaus bis 1909, danach als Bauernhof genutzt.

Die plündernde französische Armee von General Jean-Baptiste Jourdan wurde vier Tage später am 3. September 1796 bei Würzburg von der verfolgenden Reichsarmee unter dem Kommando des österreichischen Erzherzog Karl von Österreich-Teschen gestellt und aufgerieben.

Sofort nach dem Abzug der Franzosen setzte in Strullendorf der Wiederaufbau ein. Bei der Schule und der Kirche zog sich alles über Jahre hin, denn die Regierung des Fürstbistums Bamberg hatte keinerlei Gelder hierfür.

Besser war es bei den Privatgebäuden, denn durch Eigeninitiative der Strullendorfer ging alles schneller voran. Trotz alle dem waren im Jahr 1801 noch immer zahlreiche sogenannte Brandstätten zu verzeichnen.

Auch das Anwesen in der heutigen Schulgasse war beschädigt jedoch nicht zerstört worden. Deutliche Hinweise darauf ergeben sich aus der jüngsten Untersuchung 2012. Das Holz der Bohlenbalkendecke der guten Stube wurde im Jahr 1679 geschlagen. Somit kann man davon ausgehen, dass lediglich vorhandene Schäden repariert und ausgebessert werden mussten. Die jüngsten Untersuchungen dokumentieren vorhandene Brandschäden im Gebälk des Hauses.

Der Zeitraum des Wiederaufbaus bzw. der Reparatur kann zwischen 1797 und 1809 eingegrenzt werden. Die Schulgasse Nr. 2 wurde als ein typisches Bauernanwesen mit Wohnhaus, Stall und Scheune wieder errichtet. Der Stall setzt sich im rechten Winkel vom Haus ab und schützt so den Hof. Die Nebengebäude wurden mit einen Frackdach errichtet, das zur Wetterseite hin geneigt ist. Es ist das heute einzig erhaltene Anwesen in Strullendorf, das die Zerstörung des Ortes 1796 überlebte und noch steht.

Die Befragung der Zeitzeugin Lina Spörlein und sorgfältige Recherchen im Gemeindearchiv in Strullendorf ergaben Informationen über die letzten Bewohner der Schulgasse Nummer zwei: Eine war Barbara, genannt wurde sie "Babett", geboren am 16.09.1902. Sie war die älteste unter ihren Geschwistern. Ihre Eltern hießen Johann und Agnes Spörlein. Agnes war eine geborene Ochs aus Geisfeld. Diese kauften das nachbarliche Anwesen, also die Schulgasse Nummer zwei von einem älteren Ehepaar, das wiederum ursprünglich aus Schönbrunn kam.

Weil die Spörleins Babett immer zu Hause im elterlichen Anwesen ohne Lohn gearbeitet hat, bekam sie von ihren Eltern das angekaufte Anwesen vererbt. Es hatte einen großen Garten, davon ernährte sich die Babett, weil sie ja sonst fast keine Äcker oder nur wenig Felder hatte. Sie heiratete dann Pankratz Wagner, Jahrgang 1900, aus der Lindenallee in Strullendorf. Pankraz arbeitete als angesehener Zimmermann beim Flussbauamt. (heute RMD) Aus der Ehe gingen die Zwillinge Heinrich und Friedrich (genannt Fritz) geb. 1929 hervor.

Auf ihrem Hof hatten sie immer eine Kuh, zwei Geißen, mindestens ein Schwein, Hühner und Pankraz hatte seine Tauben. Den in 2013 noch stehenden Taubenschlag erbaute er 1943. Barbara Wagner ist am 10.01.1951 im Bamberger Krankenhaus gestorben. Sohn Heinrich, wohnte in der Lindenallee. Sohn Friedrich heiratete Resi Helmrich aus Amlingstadt. Fritz und Resi wohnten bis zum zweiten Kind Pankraz jun., der 1951 zur Welt kam, in der Schulgasse 2 und zogen dann nach Amlingstadt, später nach Wernsdorf.

Pankraz Wagner heiratete am 21.02. 1952 in zweiter Ehe wieder eine Barbara, die ebenfalls wieder liebevoll "Babett" genannt wurde. Geboren wurde sie am 23.06. 1914, ihr Mädchenname war Kratz und sie wuchs in Reundorf auf. Kinder kamen aus dieser Ehe nicht mehr hervor. Pankraz starb am 26.10.1967 im Scheßlitzer Krankenhaus. Der Enkel Pankraz erbte das Anwesen seines Paten und Großvaters. Die dort verbliebene Witwe Babett hatte ein Wohnrecht auf Lebenszeit.

Babett war die letzte Bewohnerin der Schulgasse zwei. Ihren letzten Lebensabschnitt verbrachte sie im Seniorenzentrum in Strullendorf und verstarb im Alter von 96 Jahren am 11.05. 2010.

JF


 

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